Es geschah in Toronto am 3. April 2011. Eine Gruppe von drei bis viertausend Menschen versammelte sich im Queenspark, um Reden der SWTO (Slutwalk Toronto) Gründer und anderer Aktivisten zu hören. Zuvor hatten sie einen Protestmarsch zum Polizei-Hauptrevier von Toronto angeführt. Die meisten von ihnen waren auf eine provokative Art und Weise gekleidet und zeigten mehr nackte Haut als es üblich ist. Auf Bannern standen Sprüche, die von der Menschen gerufen wurden: „Mein Sexleben gibt dir kein Recht, mich zu beschimpfen!“ und „Sagt uns nicht wie wir uns anziehen sollen, verbietet den Männern uns zu vergewaltigen!“ Seit diesem Tag wurde es „der Slutwalk“ (slut = Flittchen, walk=Lauf) genannt.
Den Initiatorinnen Sonya Barnett und Heather Jarvis kam die Idee für den Slutwalk, als ein Polizeibeamter eine Rede zur Kriminalitätsprävention an der York Universität hielt. Er sagte, dass „Frauen es vermeiden sollten sich wie Flittchen anzuziehen, um zu verhindern, dass sie zu Opfern werden.“

Während der folgenden zwei Monate entstanden viele Debatten zum Recht von Frauen ihren Körper selbst zu kontrollieren und sich anzuziehen, ohne beschimpft oder missbraucht zu werden. Barnett und Jarvis bloggten weiter und sammelten Unterstützung für ihren Plan. Sie wollten möglichst viel Aufmerksamkeit erregen, für die Werte, die ihnen wichtig waren, und über Probleme reden, die noch immer Tabus sind. Sie veranstalteten friedliche Protestmärsche, nannten sie „Slutwalks“. So gaben sie dem beleidigenden Begriff „Flittchen“ eine neue Bedeutung und verwandelten ihn in unterstützende und stärkende Kraft für alle Beteiligten.
Menschen scheinen einen grundlegenden Drang zu haben, der sie dazu bringt sich für Sachen einzusetzen, die ihnen wichtig sind, und für das zu protestieren, was sie für richtig halten. Diese Frauen fanden ihre Sache wichtig genug, um dafür öffentlich zu protestieren. „Slutwalks“ verbreitet sich rund um den Globus und hat mittlerweile jeden Kontinent erreicht. Jetzt heißt es weiterzumachen. Größer und besser – jeden Frühling aufs Neue!
Susanna, 21, Finnland